Seit 85 Jahren in Eberswalde für Sie unterwegs
Seit 85 Jahren gehören Oberleitungsbusse zum Stadtbild von Eberswalde. Neben Esslingen am Neckar und Solingen ist die brandenburgische Kreisstadt eine von drei deutschen Städten, in denen heute O-Busse im Linienverkehr unterwegs sind. Das von der BBG betriebene System wurde 1940 eröffnet und ist damit der älteste, aktive O-Bus-Verkehr in Deutschland.
Das war der Oberhammer!
Am Samstag, dem 13. September 2025 haben wir das 85-jährige Jubiläum der Oberleitungsbusse in Eberswalde von 10 bis 16 Uhr mit einem großen Fest auf unserem Betriebshof Nordend gefeiert und einen wahren Besucheransturm erlebt. Verteilt über das gesamte, weitläufige Gelände erwartete die Gäste an sechs Themen-Stationen ein buntes Programm voller Highlights, für das Interessierte von nah und fern aus ganz Deutschland sowie aus Österreich angereist waren.
Besuchermagnet waren die Schätzchen der Sektion O-Bus vom Denkmalpflege-Verein Nahverkehr (DVN), die ihre Fahrzeuge nicht nur ausstellte, sondern mit drei fahrbereiten historischen O-Bussen auch Rundtouren durch Eberswalde anbot. An den Ständen vom DVN und des befreundeten Vereins Obusmuseum Solingen tauschten sich die Fans aus und konnten Souvenirs erwerben. Einen besonderen Höhepunkt bildete unsere Versteigerung von fünf raren, handgefertigten Modellen des MPE 1, dem ersten Fahrzeugtyp, der ab 1940 in Eberswalde im Einsatz war. Nach einem Bietergefecht wurden 700 Euro erlöst, die wir unserer Paten-KITA, dem Kinderparadies Nordend, zur Verfügung stellen konnten.
Wer intensiver in die 85-jährige Geschichte des Verkehrssystems in Eberswalde eintauchen wollte, der konnte in einer Ausstellung in unserem Verwaltungsgebäude von 1940 bis in die Gegenwart hineinwandeln. Der polnische Hersteller Solaris Bus sowie Škoda aus der Tschechischen Republik gaben hier einen Überblick über ihre aktuelle O-Bus-Flotte.
Besonders starker Andrang forderte unsere Mitarbeiter, die den Gästen Einblicke in ihre Arbeitsplätze gewährten. So wurden ununterbrochen Besuchergruppen durch unsere zentrale Leitstelle und die Werkstatt geführt. Wer einen modernen O-Bus einmal aus einer ungewöhnlichen Perspektive betrachten wollte, der stieg ihm wortwörtlich aufs Dach, wo unsere Mitarbeiter die Technik von oben erklärten. Stets voll besetzt waren die ununterbrochenen Fahrten mit einem Bus durch die Waschstraße. Wer der BBG mit einem Video-Gruß zum O-Bus-Jubiläum gratulieren wollte, der wurde als Dankeschön mit einem Eberswalder Spritzkuchen im grünen BBG-Design belohnt.
Während der Veranstaltung präsentierten sich auf einer Blaulicht-Meile die Polizeidirektion Barnim, die Johanniter-Unfall-Hilfe sowie der Rettungsdienst Barnim. Bei Mitmachaktionen der Kreisverkehrswacht Barnim wurden Groß und Klein zur Verkehrssicherheit geschult.
Dicht umlagert waren stets die Angebote des Kinderprogramms: Kreativität war gefragt beim Bauen von O-Bus-Modellen aus Getränkekartons (Umweltbildung der Kreiswerke Barnim), bei der Gestaltung der Naturschutzeule (Haus der Naturpflege Bad Freienwalde) und bei unserem Malwettbewerb "So sieht der O-Bus der Zukunft aus". Die Kindereisenbahn des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) lud zu Rundfahrten, unsere Hüpfburg zum Herumtoben ein. Unterhaltung boten die Vorstellungen des Kasper Theaters Rixdorf, das Kinderparadies Nordend glänzte mit Glitzer-Tattoos und verschönerte das ein oder andere Gesicht nicht nur der ganz Kleinen.
Mit viel Charme und Witz führte Moderator Jens Hermann von BB RADIO durch den Tag, zu dessen Programm-Highlight auch der über halbstündige Auftritt der Show-Tanzgruppen des SV Motor Eberswalde gehörte. Dass der Wettergott ebenfalls ein O-Bus-Fan ist, unterstrich er damit, dass er die Besucher mit einem spätsommerlichen Sonnentag verwöhnte, der erst zum Abbau nass wurde.
Unser Fazit zu "85 Jahre O-Bus in Eberwswalde": Das war der Oberhammer!
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Die Geschichte unserer O-Busse
Die Geschichte der Eberswalder O-Busse begann bereits am 22. März 1901 mit der Eröffnung der ersten O-Bus-Linie vom Alsenplatz (heute Karl-Marx-Platz) zum Bahnhof. Der Betrieb des damals als „Gleislose Bahn“ bezeichneten Systems wurde aber nach drei Monaten wieder eingestellt, da die Technik nicht ganz ausgereift war. Dieser erste O-Bus fuhr anschließend noch in Dänemark.
Nach Errichtung eines städtischen Elektrizitätswerkes konnte am 1. September auch eine elektrische Straßenbahn in Betrieb genommen werden. Doch bald war diese dem steigenden Verkehrsbedarf nicht mehr gewachsen und hätte von Grund auf erneuert werden müssen. So entschied man, diese durch den damals „neuzeitlichen“ O-Bus zu ersetzen.
Kriegsbedingt musste die Eröffnung des O-Busbetriebes mehrfach verschoben werden. Im September 1940 begann die Lieferung der bestellten O-Busse vom Typ MPE 1. Mit einem Fahrgestell von MAN aus Nürnberg, Aufbauten der Firma Schumann aus Sachsen und einer Elektrik von BBC aus Mannheim, besaß der MPE 1 eine Leistung von 61 Kilowatt. Obwohl das Zweistangensystem damals schon bekannt war, wurde der Einstangenstromabnehmer, der beide Schleifstücke trug, genutzt.
Nachdem die elektrische Straßenbahn am 2. November 1940 um 22:30 Uhr zum Betriebsschluss das letzte Mal eingerückt war, unternahm der O-Bus in Eberswalde einen Tag später seine Jungfernfahrt. Sie führte am Sonntag, dem 3. November 1940 von den Ardelt-Werken im Westen der Stadt nach Ostende zur Max-Lull-Straße. Aber nicht alle O-Busse fuhren dorthin, eine zweite Linie zweigte an der Saarstraße ab und führte zur Artilleriekaserne an der Freienwalder Straße.
Im August des Jahres 1941 wurden drei weitere O-Busse in Betrieb genommen. Ende 1943 wurden noch ein neuntes und ein zehntes Fahrzeug als Kriegseinheits-O-Busse Normgröße 1 von MAN/SCHUMANN/SIEMENS ausgeliefert. Bei einem Bombardement der deutschen Luftwaffe auf die schon von der Sowjetarmee besetzte Stadt im April 1945 wurde das Depot mit fast allen Fahrzeugen zerstört. Nur ein O-Bus konnte gerettet werden und fuhr bis 1959 in Eberswalde.
In den Jahren 1951 bis 1956 wurden einige O-Busse aus „volkseigener Produktion“ von LOWA Werdau und Ammendorf der Typen W 600 und W 602a mit elektrischen Ausrüstungen von VEM angeschafft. Sie waren bis 1968 im Einsatz.
Ab 1958 kamen O-Busse der Marke ŠKODA zum Einsatz, beginnend mit dem ŠKODA 8Tr ab 1958. Von 1962 bis 1970 folgte der inzwischen legendäre ŠKODA 9Tr. Bis 1975 beschaffte man noch gebrauchte ŠKODAs aus anderen DDR-Betrieben.
Erst mit der Ölkrise besann man sich auf den langfristigen Erhalt und Ausbau des O-Bus-Netzes in Eberswalde. 1984 konnten die ersten modernen O-Busse des Typs ŠKODA 14Tr in Betrieb genommen werden. Die Ära der ŠKODA-O-Bus-Typen endete 1984, 1988 beziehungsweise 1991.
Bei starkem Fahrgastaufkommen verkehrten die O-Busse in Eberswalde zwischen 1942 und 1985 mit Anhängern diverser Hersteller. Somit war der damalige VEB Kraftverkehr Eberswalde auch der letzte deutsche Busbetrieb, bei dem Anhänger zur Personenbeförderung im regulären Linienbetrieb eingesetzt wurden.
Ab 1985 waren für 15 Jahre O-Busse der ungarischen Marke IKARUS / GANZ (Typ 280.93) im Einsatz. Während die Dieselbusse dieses Herstellers eine weltweite Verbreitung erlangten, waren die O-Busse dieser Marke eher selten. Mit diesen ersten großräumigen Gelenk-O-Bussen in der damaligen DDR konnte auch der Anhängerbetrieb aufgegeben werden. Nach ihrer Ausmusterung in Eberswalde gelangten O-Busse von IKARUS nach Rumänien, Russland und Ungarn. Der ŠKODA 14Tr fuhr nach einem Intermezzo in Potsdam-Babelsberg noch einige Jahre in der Tschechischen Republik, in der Ukraine und in Kasachstan.
1992 und 1993 wurden O-Busse der Firma ÖAF Gräf & Stift angeschafft, wobei die Wagen des Typs NGE 152 M17 die ersten Niederflur-O-Busse in Deutschland waren. 2011 wurden diese Fahrzeuge nach Ungarn verkauft.
In den Jahren 2010 bis 2012 wurde eine Flotte von O-Bussen der Marke SOLARIS/CEGELEC angeschafft. Eines dieser Fahrzeuge war weltweit eines der ersten mit einer leistungsfähigen Traktionsbatterie. Hiermit sind heute alle modernen O-Busse ausgestattet, die dadurch auch Strecken ohne Fahrdraht befahren können.
Als Folge der Entscheidung, neben den beiden bestehenden Oberleitungsbus-Linien zwischen Nordend (861) und Ostend (862) zum Brandenburgischen Viertel auch die Linie 910 (Südend – Finowfurt) mit O-Bussen zu bedienen, musste der Bestand erweitert werden. Die im April 2024 in Dienst gestellten Fahrzeuge gehören zur vierten Generation der Trollino 18 Baureihe der Firma Solaris. Neben einigen technischen und optischen Neuerungen ist ihre erhöhte Akkureichweite entscheidend. Damit können die Fahrten auf der Linie 910 aus der Stadt Eberswalde in die Nachbargemeinde auch ohne Oberleitung emissionsfrei bewältigt werden.
Mit dem bestehenden O-Bus-Netz in Eberswalde sind wir einer der Musterbetriebe für nachhaltige Elektromobilität in Deutschland.
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